Bergsehnsucht:
„Ich vermisse die Berge!“ war meine häufigste Antwort auf die Frage, warum ich Hamburg – die schönste Stadt der Welt – verlasse, um nach Zürich zu ziehen.
Was genau habe ich vermisst?
Den Anblick der Berggipfel in der Abendsonne, die Möglichkeit jederzeit hinaufzufahren oder zu gehen und hinunter zu schauen, den Kontakt mit der unberührten Natur, die frische Bergluft, das Gefühl von Abenteuer und Freiheit beim Besteigen der Berge, das unmittelbare Ausgesetztsein der Naturgewalten wie Regen, Sonne, Wind und Kälte, zu spüren, dass man am Leben ist und natürlich die vielfältigen Sportmöglichkeiten im Sommer wie im Winter.
Wie war er also mein erster Kontakt mit der Schweizer Bergwelt?
Nun – erst mal liess er auf sich warten… Herausforderungen wie eine Wohnung finden, das Einarbeiten in den neuen Job, soziale Kontakte knüpfen, liessen am Anfang nur 1-2 Skitage und eine Mini-Wanderung zu.
Richtig los ging es erst, als eine Freundin, die ebenfalls kürzlich von Hamburg in die Schweiz gezogen war, meinte: „Lass uns doch mal wandern gehen.“ Grossartige Idee! Also Wanderbuch gekauft und Berg ausgesucht. „Brisi“ klingt nett und harmlos und ist ja schliesslich eine T2 Wanderung. Die Gehzeit war mit 4.45 Stunden angegeben und knapp 900 hm sollten zu bewältigen sein. Klingt easy, das musste gut zu schaffen sein, auch für meine Freundin, die damals seit kurzem schwanger war. So sind wir am Wochenende darauf gestartet.
Die Tour:
Früh morgens ging es auf ins Toggenburg. Die richtige Seilbahn in Alt St. Johann war nach kurzer Suche gefunden und die ersten Höhenmeter auf gemütlichen Sesseln schnell und komfortabel überwunden.
Gemächlich ging es dann auch weiter, auf schönen Spazierwegen und über bunte Blumenwiesen. In der Ferne tauchten auch schon die markanten Gipfel der Churfirsten auf. „Da wollen wir hoch? Auf welchen?“ „Weiss ich nicht so genau.“ Einfach nur den Schildchen folgen. Schweizer Wanderwege sind zum Glück idiotensicher markiert und ausgeschildert.
Nach der ersten gemütlichen Stunde wurde der Weg schmaler, steiniger und steiler… und dann noch ein bisschen steiler. Wir beide, ans Wandern lange nicht mehr gewöhnt, schnauften ganz schön. „Wie weit ist es noch?“ „Bestimmt nicht mehr weit.“ „Ich weiss nicht, ob ich es bis ganz hoch schaffe…“
Doch dann erreichten wir den Sattel und der überwältigende Ausblick in den Süden, auf den blauen Walensee wurde frei. Mit dieser neuen Motivation überwanden wir auch noch die letzten 15 Minuten bis zum Gipfel.
Was für eine Aussicht! Was für eine wunderbare Belohnung für den anstrengenden Aufstieg! Die immer wieder durchziehenden Wolken verliehen dem ganzen Spektakel etwas Mystisches und machten den Aufenthalt beim Gipfelkreuz erst recht spannend. Nach einem wohlverdienten Picknick und einem Eintrag ins Gipfelbuch bekamen wir Besuch von ein paar Jungs, die ebenfalls recht schnauften. Wir waren beruhigt…so unfit waren wir doch nicht.
Stolz und voller Freude über dieses tolle Bergerlebnis machten wir uns an den Abstieg. Wir trödelten ein bisschen und hätten beinahe die letzte Seilbahn ins Tal verpasst. Durch einen kurzen Endspurt haben wir es gerade noch geschafft.
Ausgangs- und Endpunkt
Bergstation der Seilbahn Sellamatt von Alt St. Johann
Bushaltestelle und Parkplätze bei der Talstation
Gehzeiten
Aufstieg: Sellamatt-Brisizimmer 1h Brisizimmer-Brisi 1.45 h
Abstieg: Brisi-Brisizimmer 1.15 h Brisizimmer-Sellamatt 1h
Interaktive Karte mit Höhenprofil