Erste Erfahrungen:
Nachdem ich immer wieder begeisterte Berichte und beeindruckende Bilder von skitourenbegeisterten Freunden erhalten habe, wollte ich dies nun selber mal ausprobieren und habe mich für einen Skitourenkurs angemeldet. Da ich mich zum Start eher in sanfteren Gefielden und nicht in extremen Höhen bewegen wollte hatte ich mich für einen Kurs des Veranstalters Oase Alpin im Kleinwalsertal entschieden. Ebenfalls ausschlaggebend für mich war, dass das Hotel Sonnenhof am Berg direkt als Startpunkt für die ersten Touren dienen sollte und somit neben dem Tourengehen ein entspannter Aufenthalt mit Sauna und Pool in Aussicht gestellt wurde, was die Motivation nochmals erhöhte.
Ausrüstung:
Wenn man mit dem Skitourengehen anfängt steht erst mal natürlich die Frage im Raum, was man alles an Bekleidung und Ausrüstung benötigt. Genauer werde ich auf dieses Thema in einem anderen Blogpost eingehen aber grundsätzlich ist es erst einmal wichtig bei der Bekleidung mit Schichten zu arbeiten um so möglichst flexibel für unterschiedliche Temperatur und Windbedingungen am Berg gewappnet zu sein.
Da man beim Skitourengehen meist mehr schwitzt als beim Skifahren ist besonders auf atmungsaktive Kleidung und Materialien, die den Schweiss gut abtransportieren zu achten. Ideal ist es obenrum mit Daune und Hardshell statt einer richtigen Skijacke zu arbeiten, unten tut es im Prinzip eine normale Skihose, besser geeignet ist dann eine Skitourenhose, mit Reissverschluss an den Seiten, welche für eine gute Belüftung sorgen. Ansonsten auf jeden Fall eine Mütze, dünne Handschuhe für den Aufstieg, dickere für die Abfahrt, ein Wechselshirt, Taschentücher, Ski- und Sonnenbrille, Sonnenschutz, Blasenpflaster, Müsliriegel und genug zu trinken.
Alle anderen Ausrüstungsgegenstände wie Ski, Stöcke, Schuhe, Felle, Harsteisen, Sonde, Schaufel, LVS und ggf. Airbagrucksack können für den Anfang meist beim Anbieter gemietet werden. Gerade bei Anfängerkursen erhält man meist eine detaillierte Ausrüstungs- und Packliste bevor es losgeht.
Von Zürich aus erreicht man Sonthofen je nach Witterungsverhältnissen in ca. 2-2,5 Stunden. Ich machte mich also Donnerstag abends auf den Weg und erreichte das Hotel gegen 20.30 Uhr. Somit konnte ich noch gemütlich einchecken, das Haus erkunden und schon mal meine Sachen für den nächsten Tag vorbereiten. Nach einem gemütlichen Frühstück mit schönem Ausblick über das nebelige Tal und die dahinterliegenden Berggipfel hiess es dann auch schon fertigmachen für die Einweisung und erste kleine Tour.
Tag 1 – eine Einführung:
Direkt hinter dem Haus trafen wir uns mit Ski, Stöcken und Rucksäcken und bekamen erst einmal eine kleine Erklärung zu den Ski und Bindungen und zum richtigen gehen, was heisst, die Füsse nur so weit anheben, dass der Ski auf dem Schnee liegen bleibt und ihn dann nach vorne schieben. Das Gewicht dabei, auch wenn es steiler wird, oder gerade dann, möglichst über der Bindung halten. Und immer darauf achten dass der Ski möglichst viel Auflagefläche hat, das gibt mit Fellen besseren Halt als der Einsatz der Kanten.
In kleinen gleichmässigen Schritten ging es los den sanften Hang hinauf. Einfacher als gedacht eigentlich und nach ein paar hundert Metern hat man sich schon an die Bewegung gewähnt und kommt in einen gleichmässigen Schritt. Aber bald schon wartet die nächste Herausforderung:
Ab 30 Grad Hangneigung ist es nichts mehr mit den Hang gerade hinauflaufen oder einfach um eine Kurve am Hang gehen, da kommt dann die berühmtberüchtigte Spitzkehre zum Einsatz. Hierbei hilft Beweglichkeit und ein gutes Gleichgewichtsgefühl ungemein und bei den ersten Versuchen verknoten wir uns fast und purzeln ein bisschen durch die Gegend. Wie muss man die Stöcke nochmal setzen nachdem man den Grätschschritt am Hang geschafft hat? Wie kriege ich nun den zweiten Ski prallel zum ersten gesetzt ohne dass sich die Spitze in den Schnee eingräbt (der Hang ist hier einfach im Weg)? Ah einen Kick auf den Ski geben? Und am besten ohne in dieser komischen balancierten Stellung das Gleichgewicht zu verlieren. Also ich finde Spitzkehren viel anstrengender als das ganze bergauflaufen, aber vielleicht wird das irgendwann noch.
Nun geht es etwas flacher weiter und wir laufen einem Wanderweg durch den Wald. Wie ruhig und friedlich es hier ist. Schliesslich kommen wir an einem kleinen aber feinen sanften Tiefschneehang an Juhu! Jetzt wird’s lustig. Gut dass ich im Vorfeld das Tiefschneefahren bei Joe von den Alpin Experts in Kitzbühel schon geübt hatte. Somit konnte ich mich entspannen und den schönen Hang geniessen, während ein paar von den anderen mit dem tiefen Schnee und der ungewohnten Technik (man muss die Beine zusammenhalten, die Ski gleichmässig belasten und schöne Hoch-Tief-Bewegungen machen um um die Kurven zu kommen).
Unten angelangt geb es eine kleine Einweisung in Lawinenkunde, wir übten den Umgang mit LVS, Schaufel und Sonde, was beim Tourengehen immens wichtig ist. Diverse Male versuchten wir im Schnee eingegrabene LVS zu orten und zu finden, was uns nach etwas Übung immer besser gelang.
Dann hiess es wieder Felle aufziehen (möglichst mittig und die Kanten freilassen) und den Hang in einer etwas andern Richtung wieder bergauflaufen. Jetzt wussten wir schon wie es geht und genossen die Bewegung. Nachdem wir wieder den Wald durchquert hatten konnten wir direkt bis zum Hotel abfahren. Jetzt freuten wir uns auf die warme Sauna und ein wohlverdientes Abendessen. Danach gab es nochmal etwas Theorieunterricht bezüglich Lawinenkunde und Kartenlesen und Tourenplanung, wobei wir gleich den Weg für die morgige Tour festlegten. Es sollte auf den Sonnenkopf gehen.
Tag 2 – im Nebel:
Am nächsten morgen sah das Wetter leider nicht so
toll aus, der Nebel hatte sich noch nicht ins Tal zurückgezogen und schien das für den heutigen Tag auch nicht vorzuhaben. Davon liessen wir uns allerdings nicht abhalten und schnallten wieder hinter dem Hotel unsere Skier an und machten uns an den Aufstieg.
Die ersten Minuten folgten wir der Route vom Vortag aber dieses Mal setzten wir den Weg bergauf fort, wo wir gestern durch den Wald abgebogen waren. Wir merkten bald dass uns beim bergaufgehen der Nebel gar nicht so störte, da wir uns ja eh langsam bewegten. Ausserdem kannte der Guide die Strecke im Schlaf und wir mussten keine Angst haben uns zu verirren. Wir gingen und gingen – nach einer Stunde gab es eine kurze Trinkpause, dann ging es weiter Richtung Gipfel. Endlich kam das Gipfelkreuz in Sicht. Wir hatten es geschafft. Obwohl das Wetter zu wünschen übrigliess schossen wir ein paar Gipfelfotos und machten uns über die mitgebrachten Brote her.
Danach analysierten wir zusammen die verschiedenen Schneeschichten die sich uns hier am Gipfel biten. Bald schon fuhren wir einen schönen Tiefschneehang auf der anderen Bergseite hinunter. Durch die nahen Bäume hatten wir genug Sicht und Orientierung. Unten angekommen gab es eine weitere Lektion mit den Lawinenverschüttetensuchgeräten. Dieses Mal mit erschwerten Bedingungen, aber wir waren froh bei diesem ungemütlichen Wetter in Bewegung zu bleiben, so dass uns nicht kalt wurde.
Danach machten wir uns wieder an den Aufstieg Richtung Bergrücken und fuhren in Richtung Hotel wieder ab. Trotz des Wetters hatten wir unseren ersten Skitourengipfel so richtig genossen und gefeiert.
Tag 3 – kleine Abenteuer:
Am dritten Tag war das Wetter Gott sei Dank wieder besser und wir fuhren mit den Autos ins Tal hinunter und dann Richtung Balderschwang wieder den Berg hinauf. Wir parkten und setzten die Fahrt dann mit dem Postbus in Richtung Passhöhe fort. Startpunkt war die Bushaltestelle unter der Wannenkopfhütte. Wir schnallten die Skier an und wieder ging es bergauf. Nach ca. 20 Minuten erreichten wir eine Wannenkopfhütte wo wir eine kurze Verschnaufpause einlegten und auf die anderen warteten. Dann ging es weiter den Berg hinauf.
Heute war das Wetter zwar nicht perfekt aber um einiges besser als am Vortag und unsere Laune stieg mit jedem Schritt den wir uns auf den Gipfel zubewegten. Vor allem weil laut unseres Skitourenguides eine superschöne lange Abfahrt lockte.
Und er hatte nicht zu viel versprochen. Am Gipfel angekommen machten wir wieder eine kurze Rast bevor wir uns nun an die Abfahrt in Richtung Norden machten. Diese gestaltet sich abwechslungsreich, mal sanft, mal etwas steiler, mal auf freier Fläche und mal zwischen Bäumen an kleinen Hütten vorbei und zur Krönung gehörte noch eine kleine Bachüberquerung. Abenteuer und Natur pur. Danach ging es sanft dem Bach und Wald entlang Richtung Tal zurück.
Am Zielpunkt angekommen überquerten wir den Bach nun in umgekehrter Richtung und dieses Mal bequemer über eine Brücke. Zurück zum Auto waren es nur etwa 10 Minuten zu laufen.
Bevor es auf die Heimreise ging genossen wir noch leckeren Apfelstrudel und Kaffee im Restaurant …wir tauschten Fotos und Adressen aus und waren uns einig, dass das Wochenende und unsere ersten Skitourenerfahrung ein voller Erfolg gewesen war.